Wir machen uns auf den Weg Richtung Grand Canyon über die landschaftlich eindrückliche Route 66. Der Regen ist weiterhin unser Begleiter und es beginnt auch wieder zu schneien. Spontan entscheiden wir die Fahrt zu unterbrechen und verbringen den Tag auf einem schönen BLM-Land.
Das Warten war wieder einmal die richtige Entscheidung. Bei bestem Wetter genossen wir am anderen Tag die herrliche Strecke mit Zwischenstopp in Oatman. Heute sehr touristisch, auch wegen den wild lebenden Eseln. Deren Vorfahren wurden früher in den ehemaligen Minen als Lastentiere gebraucht. Als der Goldrausch vorbei war, überliess man sie einfach ihrem Schicksal.

In Kingman trafen wir per Zufall auf Alessia und Andi. Mit den beiden haben wir in Florida einen kurzen Schwatz auf einem Parkplatz abgehalten. Heute nehmen wir uns mehr Zeit und geniessen einen lustigen Nachmittag in einem typischen Dinner. Wir haben die gleiche Strecke vor uns und werden uns sicher noch ein paar Mal treffen.
Weiter geht die Fahrt entlang der Route 66. Der Schnee verschwindet und wir sind guten Mutes, dass wir den Grand Canyon in vollen Zügen geniessen können und auf den tollen National Forests Plätzen kostenlos übernachten können. Leider wurde unsere Hoffnung zerschlagen. Die Ortschaft William, Tor zum Grand Canyon, erwartete uns mit über einem Meter Schnee. Die BLM-Plätze waren alle nicht zugänglich und so landeten wir auf einem Campingplatz.
Nun folgen die Highlights Schlag auf Schlag. Auch der Schnee ist für kurze Zeit vergessen. Mehrheitlich sehen wir nun blauen Himmel, kalt ist es immer noch und es geht meistens ein starker Biswind. Kurz vor Page machen wir einen Abstecher zum Horseshoe Bend – ein beliebtes Fotomotiv.
An einem Ausläufer des Lake Powell finden wir einen tollen BLM-Platz zum Übernachten.
Natürlich darf die Besichtigung des Antilope Canyons nicht fehlen. Heute kann man diese eindrückliche Erosion der Natur aus Sicherheitsgründen nur noch geführt besichtigen, nachdem vor ein paar Jahren Touristen von einer Flashflood überrascht wurden. Wir haben Alessia und Andi wieder getroffen und zusammen geht es auf Entdeckungstour und wir haben viel Spass dabei.
Da es mit den zwei Luzernern oder waren es doch Nidwaldner – stimmig ist, geht die Fahrt zusammen weiter zum Monument Valley, welches in einem Indianer Reservat liegt und auch von ihnen gemanagt wird. Auf einem Rundkurs kann man das Naturwunder auf eigene Faust erkunden und bezahlt eine kleine Gebühr dafür. Unbedingt hartnäckig bleiben, wollen Camper nicht auf den Scenicdrive lassen und einem eine geführte Tour verkaufen! Die Strasse ist zum Teil eine ruppige Gravelroad. Unser Bushbaby wird daher kurz zu einem Tourbus «umgerüstet» und wir nehmen Andi und Alessia mit auf Entdeckungstour.
Nicht weit weg vom Monument Valley liegt das Valley of the Goods. Eine fantastische Landschaft und das Beste alles BLM-Land. Hier richten wir uns zu viert an einem schönen Platz ein und entscheiden spontan zwei Tage zu bleiben. Wir vertreiben uns die Zeit mit Nichtstun, Plaudern, Spieleabend und Geniessen.
Geplant war, weiter zu den Canyonlands und Arches Nationalpark zu fahren. Die Wetterprognosen sind für die nächsten Tage wieder einmal sehr schlecht. Es ist Schnee und Starkregen vorausgesagt. Aus diesem Grund entscheiden wir, über den Naturalbridge Nationalpark via Lake Powell zum Capitol Reef zu fahren. Die «verpassten» Parks können wir auf dem Rückweg von Canada im Herbst noch erkunden.
USA - Utah
Anstatt über den offiziellen Parkeingang in den Capitol Reef Nationalpark zu fahren, nehmen wir den Burr Trail, welcher beim Lake Powell bei Bullfrog beginnt. Als wir losfahren ist der Himmel blau und die Temperaturen plötzlich sehr warm. Uns freut das natürlich. Die Strecke ist traumhaft und lässt uns die Schönheit des Capitol Reefs nur erahnen. Die schwarzen Wolken am Horizont beunruhigen uns nicht - im Gegenteil das Farbenspiel fasziniert uns.
Kaum über die Nationalparkgrenze gefahren, fängt es an leicht zu regnen, dann immer stärker und es gibt einen heftigen Schneegraupel-Sturm. Die Sandpiste wird innert Minuten zu einer Schlammpiste und die Räder graben sich tief durch den Dreck. Nun heisst es Augen zu und durch. In einer Kurve mit Steigung bricht das Heck von Bushbaby aus und rutscht gegen den Strassengraben. Keine Chance mehr zu korrigieren und so steckt ein Hinterrad im Graben fest. Mit Schaufeln und Steine unterlegen, kommen wir nach 30 Minuten aus dem Loch wieder raus. Andere blieben mit dem Fahrzeug bis zur Achse stecken und mussten durch einen Ranger «gerettet» werden. Vor lauter Aufregung und Schlammarbeit haben wir vergessen, dieses Ereignis für die Nachwelt festzuhalten. Nun ist Bushbaby endlich eingeweiht.
Am anderen Tag erkundigen wir noch kurz den offiziellen Parkteil, das Wetter hat sich wieder beruhigt. Es ist Ferienzeit – Springbreak – und der Park ist komplett überlaufen. Also schnell weg von hier.
Unser nächstes Ziel ist der Bryce Canyon. Kaum auf 1000 Meter ist man wieder im Schnee und nach ein paar Meilen auf der anderen Seite der Hügelkette ist der Schnee wieder weg.
Der Bryce Canyon liegt auf ca. 2'300 MüM. Nach diesem Winter haben wir auch noch etwas Schnee erwartet, aber nicht in diesen Mengen. Gemäss Aussagen von Einheimischen ist dies auch nicht normal. Auf dem geöffneten Campingplatz im Park mit 100 Plätzen wurden lediglich 18 Plätze frei geschaufelt und natürlich war aufgrund Ferienzeit schon alles besetzt. Das BLM-Land ausserhalb des Parkes war auch noch nicht zugänglich. Den Canyon konnte man nur von ein paar Lookouts bestaunen und der einzig geöffnete Wanderweg hinunter ins Amphitheater war völlig vereist und eine gefährliche Rutschpartie. Wir amüsierten uns über die «Wanderer», die es trotzdem versuchten.
Leider verfolgte uns da Wetterpech weiterhin. Auf dem Weg zum nächsten Highlight - dem Zion Nationalpark - regnete es in Strömen und auch die kommenden Tage zeigten keine Besserung. Schweren Herzens haben wir diesen Park ebenfalls ausgelassen und unsere Moral war langsam aber sicher am Tiefpunkt. So haben wir uns die Reise nicht vorgestellt.
Also geht die Fahrt weiter Richtung Nevada, vorbei an Überschwemmungen und reissenden Flüssen. Anstatt im Zion zu übernachten, suchen wir uns einen Pfusiplatz in der Stadt Hurricane, um Wäsche zu waschen, einzukaufen und uns Gedanken über den weiteren Routenverlauf zu machen.
Wir studieren die Wetterprognose. Für die Region am Lake Mead sieht es gar nicht so schlecht aus. Hier wird der Colorado durch den Hoover-Damm gestaut und formt damit diesen See, welcher ein wichtiger Speicher für Las Vegas und Arizona ist. Der Wasserstand ist wie beim Lake Powell extrem niedrig und wird sich trotz der vielen Regenfälle und den riesigen Schneemengen in den nächsten Jahrzehnten auch nicht wirklich mehr füllen.
Der 1935 erbaute Damm galt damals als technisches Wunderwerk und gehörte mit 222 Metern zur höchsten Staumauer der Welt. Mittlerweile besitzen die Chinesen die höchste der Welt.
Am Lake Mead gibt es unzähliges BLM-Land und wir finden ein herrliches Plätzchen mit Aussicht auf den See. Hier geniessen wir die Sonnentage und lassen mal die Seele baumeln.
Nach soviel Natur sind wir bereit für Las Vegas und stürzen uns einen Abend ins Gewusel und probieren unser Glück auch an den «einarmigen Banditen». Leider ohne Erfolg. Die verrückte Stadt hatte ich (Gabi) vor 30 Jahren viel geiler in Erinnerung. Irgendwie ist es nicht mehr wie damals und das mit den gratis Getränken ist auch Geschichte. Alles ist sehr teuer und wir verlassen die Stadt ohne Hangover und machen uns auf ins Death Valley.
Die Wetterlage bleibt weiterhin unstabil und die geplante Route über den Yosemite Nationalpark und Lake Tahoe müssen wir kippen. Der Park ist noch geschlossen und in der Region liegt bis zu 8 Meter Schnee. Viele Strassen konnten noch immer nicht vom Schnee befreit werden. Also wieder einmal Routen studieren und neue Ziele heraus picken wie der Seqouia Nationalpark mit seinen Mammutbäumen. Unsere Recherche zeigt, dass auch dieser Park wegen Überschwemmung und Steinschlag bis Juni geschlossen bleibt. Wir haben wirklich nur noch Wetterpech und erleben den Jahrhundert-Winter in Kalifornien mit. Von den Einheimischen hören wir immer wieder «so was haben sie auch noch nie erlebt». Wir können es nicht mehr hören.

An der Küste angekommen, erfahren wir, dass der Highway 1 wegen Steinschlag nicht durchgehend befahrbar ist und ausgerechnet beim schönsten Streckenabschnitt Big Sur. Uns reicht es langsam und unsere Moral ist am Boden. So haben wir unsere Reise nicht vorgestellt.
Die Weiterreise führt uns nach Santa Cruz auf dem HW 1A. Es regnet in Strömen und die Windstärke bläst uns fast von der Strasse. Der tolle Boardwalk mit Chilbi ist wegen Sturm geschlossen. Hier wäre eigentlich zu dieser Jahreszeit viel los. Weiter geht es Inland nach Carmel. Damit wir bzw. Erich doch noch etwas von der schönen Küste sehen, fahren wir den 17-Mile-Drive, natürlich bei schlechtem Wetter. Übrigens der Scenicdrive ist heute kostenpflichtig.
In der Ortschaft Halfmoon Bay bleiben wir ein paar Tage. Hier treffen wir auch wieder auf Angie. Der Wettergott ist uns für einen Tag gnädig und wir können etwas Sonne geniessen. Nach langem gönnen wir uns wieder einmal ein Essen auswärts und können dieses sogar draussen auf der Terrasse geniessen.