KANADA - The Yukon


Wir haben es geschafft – ein erstes grosses Etappenziel ist erreicht – The Yukon «Larger then Life».



image-12269600-CAN_2023_Juni_01_-_1-d3d94.w640.jpeg

In Watson Lake liegt der berühmte Schilderwald. 1942 erhielt der Soldat Carl Lindley den Auftrag einen beschädigten Wegweiser zu reparieren. Heimwehkrank wie er war, fügte er ein Schild hinzu, welches die Entfernung zu seinem Heimatort Danville in den USA angab. Andere Soldaten taten es ihm gleich und irgendwann begannen auch Touristen sich hier zu verewigen. Mittlerweile hängen weit über 70'000 Schilder aus der ganzen Welt. Natürlich haben auch wir uns verewigt.



Watson Lake bietet sich als Versorgungsstation nach der langen einsamen Fahrt an. Wir bunkern unseren Kühlschrank, füllen Propangas und  Wassertank auf. Viel zu bieten hat diese Ortschaft nicht und wir fahren auf dem berühmten Alaska Highway weiter westlich.

Am Morley Lake finden wir einen wunderschönen Schlafplatz. Die Welt ist klein. Hier treffen wir auf Dave und Lina mit Hund Blue. Sie haben wir kurz in den USA kennengelernt. Was für ein schöner Zufall. Wir verbringen einen lustigen Abend zusammen und dann trennen sich unsere Wege schon wieder. Werden uns sicher wieder irgendwo treffen.


image-12269660-CAN_2023_Juni_01_-_9-c51ce.w640.jpeg

Anstatt auf direktem Weg nach Whitehorse zu fahren, nehmen wir einen kleinen Umweg über Carcross. Hier befindet sich die kleinste Wüste der Welt. Eigentlich nur ein paar Sanddünen. Doch in dieser Landschaft speziell.




In Whitehorse, der Hauptstadt vom Yukon bleiben wir nur eine Nacht. Konnte uns nicht begeistern.




Unser Plan ist den berühmten Dempster Highway zu fahren. Dieser führt bis ans arktische Meer nach Tuktoyaktuk. In der Touristeninformation erfahren wir, dass zwei Fähren im Moment wegen zu viel Wasser noch nicht in Betrieb sind. Also wieder einmal Planänderung




Gehen wir doch wieder einmal Menschen besuchen, die wir unterwegs kennengelernt haben. In der Nähe von Haines Junction leben Evelyne und Terry. Sie haben wir im südlichen Arizona getroffen und wurden dannzumal eingeladen, vorbei zu kommen, wenn wir im Yukon sind. Die Einladung nehmen wir gerne an. Die beiden leben relativ autark, bauen unter schwierigen klimatischen Bedingungen ihr eigenes Gemüse an, bereiten ihr eigenes Holz zu für die langen und extrem kalten Winter. Das Leben hier ist hart und es gibt immer viel zu tun.

Es macht Freude auch mal wieder anzupacken und uns körperlich zu betätigen. Dafür werden wir von Evelyne kulinarisch verwöhnt.

Wir haben eine schöne Zeit bei Terry und Evelyne verbracht. Dieser Aufenthalt wird in unseren Herzen bleiben. – Dankeschön für die tolle Gastfreundschaft.



Für die Fahrt zur Goldgräberstadt Dawson City benötigen wir 2 Tage. Unterwegs grösstenteils das gleiche Bild, Wald bis zum Horizont, entlang des Yukon-Rivers.





KANADA - Dawson City (Yukon)

Die Stadt am Yukon River wurde 1897/1898 während des grossen Goldrausches gegründet. Das Stadtbild wird geprägt von den Minen am Bonanza und Eldorado Creek sowie durch die vielen historischen Gebäude, die Strassen sind ungeteert und verwandeln sich bei Regen in Schlammpisten. Uns gefällt die urige Atmosphäre und wir können uns gut vorstellen, wie es vor 125 Jahren zu und her gegangen ist.



Auf dem Campingplatz treffen wir Martin mit seiner Lena. Unsere Wege kreuzen sich nun schon zum zweiten Mal. Auch er hat vor den berühmten Dempster Highway zu fahren. Also beschliessen wir, den rund 900 km langen Trip ans arktische Meer gemeinsam unter die Räder zu nehmen.


image-12290192-CAN_2023_Juni_02_-_15-c9f0f.w640.jpeg


KANADA – Dempster Highway (Yukon + Nordwest Territorium)

Im Reiseführer wird der Dempster Highway wie folgt beschrieben: Einer der letzten grossen Road Trip Nord-Amerikas, ein reifenmordendes Biest oder eine der schönsten Panoramastrassen der Welt.

Ursprünglich war die Strasse eine alte Hundeschlittenroute der Canadian Mounted Police. Nachdem 1958 im Delta des Mackenzie Rivers Öl- und Gasvorkommen gefunden wurde, entschied die Regierung den Bau einer befestigten Strasse bis Inuvik. Fertiggestellt wurde die 736 km Strecke aber erst 1979. Seit 2017 kann man nun bis ans arktische Meer nach Tuktyaktuk fahren. Dies sind rund weitere 160 km. Das ist unser Ziel.

image-12290189-CAN_2023_Juni_03_-_1-c20ad.w640.jpeg

Zu Dritt und mit Hund starten wir am 11.6.2023 bei perfektem Wetter. Wir fahren bis zum Tombstone Territory Park. Auf dem schönen Campingplatz richten wir uns ein und unternehmen eine kleine Wanderung durch das Bärenland. Am Abend geniessen wir die Sonne draussen. Die Mücken lassen uns auch in Ruhe.



Am nächsten Tag ging es ausnahmsweise mal früh los. Die Idee, Tiere zu sehen. Leider liess sich nur ein Elch blicken und leider nicht gerade Foto-optimal. Vormittags war Regen unser Begleiter und die Fahrzeuge sehen nun schon etwas abenteuerlich aus. Das Nachtlager schlagen wir  abseits der Strasse auf. Die Sonne scheint um Mitternacht noch vom Himmel und wir haben Mühe ins Bett zu kriechen.



Der dritte Fahrtag ist unfreiwillig kurz. In Eagle Plains, ein Roadhouse, können wir auftanken. Die Zapfsäule ist primitiv. Erinnert uns an Afrika. Hier erfahren wir, dass die Fähre beim Pelly River wegen Hochwasser oder Beschädigung der Zufahrtsrampe seit gestern wieder ausser Betrieb ist. Wann der Fährbetrieb wieder aufgenommen wird, weiss niemand so genau. Wir hoffen, dass es morgen weitergeht. Wir haben keine Lust den Rest des Tages in Eagle Plains zu verbringen und fahren weiter. Bald ist der Artic Circle erreicht, wir befinden uns nun im Polarkreis. Nun verschwindet die Sonne von anfangs Juni bis Mitte Juli nicht mehr vom Horizont und die Nacht wird zum Tag.

Kurz vor dem Fähranleger suchen wir uns einen Übernachtungsplatz, damit wir am anderen Tag früh dort sind, da sich wahrscheinlich eine lange Warteschlange gebildet hat. Kurz vor dem Pelly River kommen wir in das Northwest Territories und verlassen den Yukon. Jetz sind es nur noch 415 Kilometer bis an arktische Mehr.

Wie vermutet hat sich beim Fähranleger eine Fahrzeugschlange gebildet. Die guten Neuigkeiten sind, die Rampe wurde provisorisch repariert und leichtere Fahrzeuge können wieder über den Fluss transportiert werden. Nach zwei Stunden Wartezeit schaffen es auch wir auf die andere Flussseite.

Das kleine Nest Fort McPhersion hat ausser einer Tankstelle und ein spärlicher Supermarkt nichts zu bieten. Wir kaufen das Nötigste ein und fahren zur nächsten Flussüberquerung am Mc Kenzie River. Die Fähre ist in Betrieb. Kurz vor Inuvik finden wir einen tollen gratis Campingplatz und geniessen das herrliche Wetter. Die Sonne brennt um Mitternacht immer noch vom Himmel.



Inuvik ist der grösste Ort am Dempster Highway. Bis 2017 war hier ausserhalb der Winterzeit Endstation. Nur im Winter war das arktische Meer bzw. Tuktoyaktuk über eine Eisstrasse erreichbar. Die wenigen Sehenswürdigkeiten sind schnell abgelaufen. In der alten Eishockey-Halle werden Mini-Schrebergärten an die Bevölkerung vermietet, gute Sache. Im Supermarkt kriegt man fast alles, vom Sofa bis zum Quad. Das Visitorcenter ist definitiv ein Besuch wert und informiert über das Leben der Inuit, den Polarkreis und noch vieles mehr. Ansonsten ist Inuvik keine hübsche Stadt, wieder viel Abfall, Verwahrlosung. Aber die Menschen in dieser Region leben auch ein hartes Leben, weit weg von der Zivilisation. Das können wir uns gar nicht vorstellen.



Nun sind es noch gut 150 Kilometer bis ans arktische Meer nach Tuktoyaktuk. Die Landschaft wird flach, mit vielen Seen, Sumpfgebieten. Die kleinen Hügel, Pingo genannt, sind überwachsene Eiskugeln.

Nach rund 900 Kilometern sind wir endlich an der Beaufort Sea bzw. in Tuk angekommen. Heute leben hier ca. 1000 Menschen und verdienen ihren Lebensunterhalt von der rückläufigen Ölindustrie und seit Eröffnung der Ganzjahres-Strasse auch etwas vom Tourismus. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit. Wir bewundern die Lebensart - 3 Monate im Jahr Sommer wo die Sonne nicht untergeht und dann fast 9 Monate Winter, wo sich die Sonne nicht blicken lässt. Unvorstellbar für uns.


Nach zwei Tagen treten wir den Rückweg an - uff die ganzen 900 Kilometer zurück. Dieses Mal etwas schneller. Nach 4 Tagen erreichen wir den Ausgangspunkt. Wir sind happy, alles ging gut, nur die Fahrzeuge sind etwas dreckig und unsere Frontscheibe hat zwei Steinschläge abbekommen. Wir waren 11 Tage unterwegs, hatten mit wenigen Ausnahmen perfektes Wetter. Etwas enttäuscht sind wir von den Tiersichtungen, aber das ist die Natur und können wir nicht beinflussen. Dieser Trip zusammen mit Martin und Lena wird auf jeden Fall in guter Erinnerung bleiben.



KANADA – Dawson City (Yukon)

Nach der Tour bleiben wir ein paar Tage in Dawson City. Erholen uns von den Strapazen, geniessen eine richtige Dusche, erledigen die Kleiderwäsche, stocken unsere Vorräte wieder auf. Auch das Vergnügen kommt nicht zu kurz. Zusammensitzen mit anderen Overlandern und Party-Time im Diamond Tooth Gerties. Während des Goldrausches, DAS Vergüngungslokal. Heute Spielcasino mit Tanzshows.

Nun wird es aber Zeit aufzubrechen - Alaska ruft! Wir verabschieden uns von Martin und seiner Lena. Ein Wiedersehen wird es bestimmt wieder geben.

Wir überqueren den Yukon mit der Fähre und fahren die schöne Strecke des Top of the World Highway bis zur USA-Grenze.




USA – Alaska

Lange davon geträumt - nun sind wir da.

Aufgrund der schlechten Erfahrung an der Grenze zu Maine, waren wir etwas nervös. Grundlos. Die Grenzformalitäten waren ganz entspannt, keine Fragerei, keine Kontrolle des Fahrzeuges, nach 5 Minuten konnten wir mit einer Aufenthaltsdauer von 6 Monaten die Grenze passieren.



Chicken, die erste Ortschaft nach der Grenze. Kurioser Name. Ursprünglich sollte das kleine Dorf "Ptarmigan" heissen, was auf Englisch Schneehuhn bedeutet. Da keiner der Bewohner das Wort aussprechen konnte, wurde daraus ganz einfach Chicken. Ein Glücksfall, denn diese Namensgebung zieht Touristen an. Auch wir legen einen Übernachtungsstopp ein und gönnen uns in der urigen Bar ein paar Bierchen, zusammen mit Martin, denn wir hier bereits wieder getroffen haben (grins).



Weiter ging die Fahrt nordwärts entlang des Tanana River. In Delta Junction endet der berühmte Alaska Highway nach rund 2'200 km. Mehrmals kreuzen wir die Ölpipeline, welche vom arktischen Meer bis zum Golf von Alaska führt. An einem schönen mückenfreien See finden wir einen tollen Übernachtungsplatz.




Unterwegs besuchen wir den Weihnachtsmann in North Pole. Wie das berühmte North Pole in Norwegen senden Tausende Kinder jährlich Briefe an an Santa Claus und anscheinend wird jeder Brief beantwortet.



Nach soviel Fahrerei bieten sich die Chena Hot Springs in der Nähe von Fairbanks an. In sehr schöner Natur gelegen. Wir geniessen das Bad in der heissen Quelle.



Unser nächstes Ziel - der Denali Highway. Eine ungeteerte Strasse, welche von Ost nach West zum Denali Nationalpark führt. Zuerst war der Plan über Fairbanks zum Nationalpark zu fahren. Nach Kartenstudium haben wir uns aber entschieden, wieder zurück nach Delta Junction zu fahren und auf diesem Weg in den Westen von Alaska.

Als Abschluss dieses grossartigen Reisemonats geht noch ein Wunsch in Erfüllung. Wir können zwei Elche im Wasser beobachten.