KANADA - The Yukon
Wir haben es geschafft – ein erstes grosses Etappenziel ist erreicht – The Yukon «Larger then Life».

In Watson Lake liegt der berühmte Schilderwald. 1942 erhielt der Soldat Carl Lindley den Auftrag einen beschädigten Wegweiser zu reparieren. Heimwehkrank wie er war, fügte er ein Schild hinzu, welches die Entfernung zu seinem Heimatort Danville in den USA angab. Andere Soldaten taten es ihm gleich und irgendwann begannen auch Touristen sich hier zu verewigen. Mittlerweile hängen weit über 70'000 Schilder aus der ganzen Welt. Natürlich haben auch wir uns verewigt.
Watson Lake bietet sich als Versorgungsstation nach der langen einsamen Fahrt an. Wir bunkern unseren Kühlschrank, füllen Propangas und Wassertank auf. Viel zu bieten hat diese Ortschaft nicht und wir fahren auf dem berühmten Alaska Highway weiter westlich.
Am Morley Lake finden wir einen wunderschönen Schlafplatz. Die Welt ist klein. Hier treffen wir auf Dave und Lina mit Hund Blue. Sie haben wir kurz in den USA kennengelernt. Was für ein schöner Zufall. Wir verbringen einen lustigen Abend zusammen und dann trennen sich unsere Wege schon wieder. Werden uns sicher wieder irgendwo treffen.

Anstatt auf direktem Weg nach Whitehorse zu fahren, nehmen wir einen kleinen Umweg über Carcross. Hier befindet sich die kleinste Wüste der Welt. Eigentlich nur ein paar Sanddünen. Doch in dieser Landschaft speziell.
In Whitehorse, der Hauptstadt vom Yukon bleiben wir nur eine Nacht. Konnte uns nicht begeistern.
Unser Plan ist den berühmten Dempster Highway zu fahren. Dieser führt bis ans arktische Meer nach Tuktoyaktuk. In der Touristeninformation erfahren wir, dass zwei Fähren im Moment wegen zu viel Wasser noch nicht in Betrieb sind. Also wieder einmal Planänderung
Gehen wir doch wieder einmal Menschen besuchen, die wir unterwegs kennengelernt haben. In der Nähe von Haines Junction leben Evelyne und Terry. Sie haben wir im südlichen Arizona getroffen und wurden dannzumal eingeladen, vorbei zu kommen, wenn wir im Yukon sind. Die Einladung nehmen wir gerne an. Die beiden leben relativ autark, bauen unter schwierigen klimatischen Bedingungen ihr eigenes Gemüse an, bereiten ihr eigenes Holz zu für die langen und extrem kalten Winter. Das Leben hier ist hart und es gibt immer viel zu tun.
Es macht Freude auch mal wieder anzupacken und uns körperlich zu betätigen. Dafür werden wir von Evelyne kulinarisch verwöhnt.
Wir haben eine schöne Zeit bei Terry und Evelyne verbracht. Dieser Aufenthalt wird in unseren Herzen bleiben. – Dankeschön für die tolle Gastfreundschaft.
Für die Fahrt zur Goldgräberstadt Dawson City benötigen wir 2 Tage. Unterwegs grösstenteils das gleiche Bild, Wald bis zum Horizont, entlang des Yukon-Rivers.
KANADA - Dawson City (Yukon)
Die Stadt am Yukon River wurde 1897/1898 während des grossen Goldrausches gegründet. Das Stadtbild wird geprägt von den Minen am Bonanza und Eldorado Creek sowie durch die vielen historischen Gebäude, die Strassen sind ungeteert und verwandeln sich bei Regen in Schlammpisten. Uns gefällt die urige Atmosphäre und wir können uns gut vorstellen, wie es vor 125 Jahren zu und her gegangen ist.
Auf dem Campingplatz treffen wir Martin mit seiner Lena. Unsere Wege kreuzen sich nun schon zum zweiten Mal. Auch er hat vor den berühmten Dempster Highway zu fahren. Also beschliessen wir, den rund 900 km langen Trip ans arktische Meer gemeinsam unter die Räder zu nehmen.

Im Reiseführer wird der Dempster Highway wie folgt beschrieben: Einer der letzten grossen Road Trip Nord-Amerikas, ein reifenmordendes Biest oder eine der schönsten Panoramastrassen der Welt.
Ursprünglich war die Strasse eine alte Hundeschlittenroute der Canadian Mounted Police. Nachdem 1958 im Delta des Mackenzie Rivers Öl- und Gasvorkommen gefunden wurde, entschied die Regierung den Bau einer befestigten Strasse bis Inuvik. Fertiggestellt wurde die 736 km Strecke aber erst 1979. Seit 2017 kann man nun bis ans arktische Meer nach Tuktyaktuk fahren. Dies sind rund weitere 160 km. Das ist unser Ziel.
Zu Dritt und mit Hund starten wir am 11.6.2023 bei perfektem Wetter. Wir fahren bis zum Tombstone Territory Park. Auf dem schönen Campingplatz richten wir uns ein und unternehmen eine kleine Wanderung durch das Bärenland. Am Abend geniessen wir die Sonne draussen. Die Mücken lassen uns auch in Ruhe.
Der dritte Fahrtag ist unfreiwillig kurz. In Eagle Plains, ein Roadhouse, können wir auftanken. Die Zapfsäule ist primitiv. Erinnert uns an Afrika. Hier erfahren wir, dass die Fähre beim Pelly River wegen Hochwasser oder Beschädigung der Zufahrtsrampe seit gestern wieder ausser Betrieb ist. Wann der Fährbetrieb wieder aufgenommen wird, weiss niemand so genau. Wir hoffen, dass es morgen weitergeht. Wir haben keine Lust den Rest des Tages in Eagle Plains zu verbringen und fahren weiter. Bald ist der Artic Circle erreicht, wir befinden uns nun im Polarkreis. Nun verschwindet die Sonne von anfangs Juni bis Mitte Juli nicht mehr vom Horizont und die Nacht wird zum Tag.
Kurz vor dem Fähranleger suchen wir uns einen Übernachtungsplatz, damit wir am anderen Tag früh dort sind, da sich wahrscheinlich eine lange Warteschlange gebildet hat. Kurz vor dem Pelly River kommen wir in das Northwest Territories und verlassen den Yukon. Jetz sind es nur noch 415 Kilometer bis an arktische Mehr.
Wie vermutet hat sich beim Fähranleger eine Fahrzeugschlange gebildet. Die guten Neuigkeiten sind, die Rampe wurde provisorisch repariert und leichtere Fahrzeuge können wieder über den Fluss transportiert werden. Nach zwei Stunden Wartezeit schaffen es auch wir auf die andere Flussseite.
Das kleine Nest Fort McPhersion hat ausser einer Tankstelle und ein spärlicher Supermarkt nichts zu bieten. Wir kaufen das Nötigste ein und fahren zur nächsten Flussüberquerung am Mc Kenzie River. Die Fähre ist in Betrieb. Kurz vor Inuvik finden wir einen tollen gratis Campingplatz und geniessen das herrliche Wetter. Die Sonne brennt um Mitternacht immer noch vom Himmel.
Inuvik ist der grösste Ort am Dempster Highway. Bis 2017 war hier ausserhalb der Winterzeit Endstation. Nur im Winter war das arktische Meer bzw. Tuktoyaktuk über eine Eisstrasse erreichbar. Die wenigen Sehenswürdigkeiten sind schnell abgelaufen. In der alten Eishockey-Halle werden Mini-Schrebergärten an die Bevölkerung vermietet, gute Sache. Im Supermarkt kriegt man fast alles, vom Sofa bis zum Quad. Das Visitorcenter ist definitiv ein Besuch wert und informiert über das Leben der Inuit, den Polarkreis und noch vieles mehr. Ansonsten ist Inuvik keine hübsche Stadt, wieder viel Abfall, Verwahrlosung. Aber die Menschen in dieser Region leben auch ein hartes Leben, weit weg von der Zivilisation. Das können wir uns gar nicht vorstellen.
Nach zwei Tagen treten wir den Rückweg an - uff die ganzen 900 Kilometer zurück. Dieses Mal etwas schneller. Nach 4 Tagen erreichen wir den Ausgangspunkt. Wir sind happy, alles ging gut, nur die Fahrzeuge sind etwas dreckig und unsere Frontscheibe hat zwei Steinschläge abbekommen. Wir waren 11 Tage unterwegs, hatten mit wenigen Ausnahmen perfektes Wetter. Etwas enttäuscht sind wir von den Tiersichtungen, aber das ist die Natur und können wir nicht beinflussen. Dieser Trip zusammen mit Martin und Lena wird auf jeden Fall in guter Erinnerung bleiben.