Aufgrund Sturm- und Starkregen wurde der Camping im State Park Fort Pickens evakuiert. Kurzfristig haben wir eine Alternative auf einem Campingplatz gefunden, welcher bereits im Bundesstaat Alabama liegt. Also lassen wir Florida nach gut einem Monat hinter uns und fahren die kurzen 40 Meilen auf unseren «Notfallplatz» und richten uns über die Silvestertage zusammen mit unseren neuen Reisefreunden Ursi und Roby halt dort neu ein. Man ist ja als Overlander flexibel. Trotz kühlen Temperaturen geniessen wir die letzten Tage des Jahres 2022 mit Ursi und Roby und lassen es uns gut gehen. Leider trennen sich hier unsere Wege, da sie dringende Unterhaltsarbeiten an Ihrem Camper machen müssen und auf der Suche nach einer geeigneten Werkstatt dafür sind. War toll mit Euch – unsere Wege kreuzen sich bestimmt wieder. Freuen uns schon heute auf die gemeinsamen Apéros am Lagerfeuer.
Auf eine weitere Erkundung des Bundesstaates Alabama verzichten wir und fahren anfangs Januar weiter nach Mississippi und machen dort nur einen kurzen Zwischenstopp in Biloxi. Im Garten des ersten Präsidenten der Südstaaten Confederation, Jefferson Davis können wir gratis übernachten. Es wird einfach «erwartet», dass man an der kostenpflichtigen Führung teilnimmt. Die nette Dame an der Kasse schenkte uns aber den Eintritt. Vielen Dank.
Nach eintöniger Fahrt auf dem Interstate erreichen wir schon den nächsten Bundesstaat und überqueren die Grenze zu Louisiana. Unser Ziel New Orleans.
In der Nähe der Innenstadt gibt es einen sicheren HarvestHost-Platz bei der Faubourg Brauerei. Die erste Nacht ist kostenlos und ab der zweiten bezahlt man 20 Dollar. Die Fahrt ins Zentrum mit dem Ubertaxi kostet ca. 14 Dollar. Wie es der Zufall so wollte, stand am ersten Abend auch ein Bimobil auf dem Platz und Helmut und Dita nahmen uns am nächsten Morgen mit in die Innenstadt. Super. Dankeschön.
New Orleans – schon soviel gehört. Wir waren sehr gespannt auf die Kultstadt und wurden nicht enttäuscht. Herrliche Bauten, buntes Treiben, Musik, Musik, Musik. Wir genossen es durch die Gassen zu schlendern und uns von der Musik treiben zu lassen.
Wir kamen an einem unscheinbaren und doch interessanten Gebäude vorbei, welches aber noch geschlossen war. Dachten es sei ein Restaurant, doch Google erzählte uns, dass es sich um ein bekanntes Jazzlokal handelt und genau heute Abend ein bekannter (uns aber unbekannter) Trompeter mit seiner Band einen Auftritt hat. Gemäss Webseite war das Konzert leider schon ausverkauft. Ist ja klar. Während des Apéros auf einer gemütlichen typischen New Orleans-Terrasse kam Gabi die Idee, einfach kurz vor Türöffnung dort vorbeizugehen und zu fragen, ob sie uns nicht doch auch noch reinlassen. Wir konnten mit dem Manager direkt sprechen und erzählten ihm, dass wir auf Weltreise seien mit unserem Bushbaby und er uns einen grossen Traum erfüllen würde, ein Jazzkonzert in NEW ORLEANS zu erleben. Und es klappte tatsächlich. Was für ein Erlebnis, in kleiner Gesellschaft genossen wir ein absolutes Musikhighlight. Das Konzert von Branden Lewis war mega und am Ende konnten wir mit ihm sogar noch ein paar Worte wechseln. New Orleans wird uns in guter Erinnerung bleiben.
Ursprünglich hatten wir geplant den Natchez Parkway bis Memphis zu fahren und Elvis noch einen Besuch abzustatten. Doch war uns das doch etwas zu viel Fahrerei und landschaftlich auch nicht gerade ein MUSS. Entschieden uns daher, nach Texas weiterzufahren.
Von Texas hatten wir ein ganz anderes Bild im Kopf wie langweilige Landschaft, Rinder, raues Volk, Ölindustrie, an jeder Ecke Waffengeschäfte usw. Wir haben uns getäuscht. Texas hat viel zu bieten, schöne Landschaft, freundliche Menschen, Kultur, herzige Cowboy-Städtchen, Musik und natürlich auch riesige Ölindustrien. Ausserdem weniger Verbote für Overlander wie übernachten direkt an einem Strand oder 24 Stunden auf einem Parkplatz.
Unsere erste Nacht genossen wir direkt an der Sea Rim Beach. Geplant war länger zu bleiben, aber die Mückenplage hat uns diesen schönen Platz leider vermiest und so sind wir weitergezogen nach Galveston. Eine grosse Ortschaft am Golf von Mexico. Uns erinnerte Galveston an einen Ferienort an der italienischen Adria. Nicht unser Geschmack. Etwa 100 Meilen weiter fanden wir den Magnolia Beach, dort blieben wir 3 Tage, direkt am Strand, freies kostenloses Stehen. Herrlich mit viel Wind und keine Mücken.
Es gäbe noch weitere schöne Plätze an der Küste vom Golf von Mexico. Wir sind seit den Südstaaten mehr oder weniger an der Küste unterwegs und haben nun Lust mal andere Landschaften zu sehen. Unsere Route führt daher ab jetzt ins Landesinnere.
Ein weiter geschichtsträchtiger Ort ist die Millionenstadt San Antonio. The Alamo, eine spanische Missionsstation bzw. Fort aus dem 18 Jahrhundert, wurde 1836 Schauplatz einer berüchtigten Schlacht im texanischen Unabhängigkeitskrieg gegen Mexico. Die mexikanischen Truppen besiegten die Verteidiger des Forts. Jedoch gewannen die Texaner mit dem heute noch bekannten Schlachtruf «Remember the Alamo» drei Wochen später die kriegsentscheidende Schlacht gegen die Mexikaner. Texas blieb in der Folge einige Jahre unabhängige Republik und trat 1845 den USA bei.
Nebst The Alamo lohnt sich das Flanieren am River Walk mit seinen vielen Restaurants oder der Besuch des anscheinend ältesten Saloons Texas «Buckhorn».
Nach der Grossstadt zieht es nun aufs Land. Die Fahrt führt seit langem wieder einmal durch Hügellandschaft vorbei an riesigen Farmen, die Vegetation ist trocken und das Savannengras und die Dornenbüsche erinnern uns etwas ans südliche Afrika. Wir haben sogar Springböcke und andere Antilopenarten gesehen, welche hier aber gezüchtet werden und auf Jagdsafaris geschossen werden können.
Die Fahrt geht weiter durch das Hill Country vorbei an kleinen Strassendörfern mit Zwischenstopp in Bandera. Gemäss Reiseführer die Hauptstadt der Cowboys. Wir haben keine Cowboys oder Cowgirls gesehen, aber war trotzdem einen kurzen Halt wert.
Unser nächstes grosses Ziel ist der abgelegene Big Bend Nationalpark an der Grenze zu Mexiko. Zwischenhalt machen wir beim Seminole Canyon und verbringen dort die Wartezeit, bis im Nationalpark ein Platz auf dem Campingplatz frei wird. Obwohl der Park sehr abgelegen liegt, keine Schulferien oder Feiertage sind, ist der Big Bend mittlerweile kein Geheimtipp mehr und man muss unbedingt die erste Nacht vorbuchen. Die abgelegenen Primitiv-Campsites kann man leider nicht online buchen, sondern nur vor Ort. Wir hoffen, dass dies dann auch klappt und wir eine schöne Route durch den Park machen können.
Auf unserer Reisewunschliste stand der abgelegene Nationalpark «Big Bend» an der Grenze zu Mexiko. Der Park ist leider kein Geheimtipp mehr und immer sehr gut besucht, die Campingmöglichkeiten oft Monate im Voraus ausgebucht, auch die Backcountry-Plätze. Dank einer engagierten Rangerin konnten wir vor Ort doch noch Zusatznächte auf abgelegenen Primitive Sites ergattern und somit 5 Tage in diesem tollen Park verbringen.